Mit der zunehmenden Bedrohung durch Cyberkriminalität und Cyberangriffe in den letzten
Jahren rückt die Widerstandsfähigkeit kritischer Informationssysteme und digitaler
Infrastrukturen in der gesamten Europäischen Union immer stärker ins Blickfeld der Prüfer. Das
Prüfungskompendium zur Cybersicherheit, das heute vom Kontaktausschuss der Obersten
Rechnungskontrollbehörden (ORKB) der EU veröffentlicht wurde, bietet ein Überblickswerk
über einschlägige Prüfungsarbeiten der ORKB in diesem Bereich.
Cybervorfälle können beabsichtigt oder unbeabsichtigt sein und reichen von der versehentlichen
Preisgabe von Informationen bis hin zu Angriffen auf Unternehmen und kritische Infrastrukturen
sowie zum Diebstahl personenbezogener Daten und können sogar die Form einer Einmischung in
demokratische Prozesse, wie etwa Wahlen, und allgemeiner Desinformationskampagnen zur
Beeinflussung öffentlicher Debatten annehmen. Die Cybersicherheit war für unsere
Gesellschaften bereits vor dem Covid-19-Ausbruch von entscheidender Bedeutung. Doch durch
die Folgen der Pandemie, mit denen wir konfrontiert sind, wird sich die Bedrohung durch
Cyberangriffe weiter verschärfen. Bei vielen Geschäftstätigkeiten und öffentlichen
Dienstleistungen gab es eine Verlagerung vom physischen Büro hin zur Telearbeit, während "Fake
News" und Verschwörungstheorien mehr denn je Verbreitung finden.
Der Schutz kritischer Informationssysteme und digitaler Infrastrukturen vor Cyberangriffen ist somit für die EU und ihre Mitgliedstaaten zu einer stetig wachsenden strategischen Herausforderung geworden. Die Frage ist nicht mehr, ob, sondern wie und wann Cyberangriffe stattfinden werden. Dies betrifft uns alle: Privatpersonen, Unternehmen und öffentliche Behörden.
"Die COVID-19-Krise stellt das wirtschaftliche und soziale Gefüge unserer Gesellschaften auf den Prüfstand. Angesichts unserer Abhängigkeit von der Informationstechnologie könnte eine künftige "Cyber-Krise" durchaus pandemische Ausmaße annehmen", so Klaus-Heiner Lehne, Präsident des Europäischen Rechnungshofs (EuRH). "Das Streben nach digitaler Autonomie und die Bewältigung der Herausforderungen im Zusammenhang mit Cyberbedrohungen und externen Desinformationskampagnen werden zweifellos auch in Zukunft Teil unseres Alltags sein und für die nächsten zehn Jahre auf der politischen Agenda bleiben. Aus diesem Grund ist es von wesentlicher Bedeutung, die jüngsten Prüfungsfeststellungen zum Thema Cybersicherheit in den EU-Mitgliedstaaten bekannt zu machen."